Schulhund Lotte unterstützt das Lernen an der CVE
Warum ein Schulhund?
Umfragen haben ergeben, dass die Hunde überwiegend im regulären Unterricht eingesetzt werden. Hier sind sie „nur dabei“, wie oft gesagt wird, aber es ist mittlerweile bekannt und belegt, dass sie physische, psychische und soziale Wirkungen erzielen und dadurch die Pädagogen unterstützen. (vgl. Agsten 2011)
Hunde bewirken, wenn die Grundbedingungen optimal erfüllt sind, eine Entspannung der Schüler:innen und Lehrer:innen und tragen dadurch zu einem effektiven Lernen bei. Durch die Orientierung an bestimmten Schüler:innen unterstützen sie diese durch Nähe, ihr Vertrauen und die Möglichkeit der körperlichen Kontaktaufnahme. Eine „Chaotenklasse“ wird dadurch natürlich nicht automatisch zur Musterklasse! Hierzu spielt ein vielfältiges Wirkungsgefüge eine Rolle.
In der (Ganztags-) Schule verbringen die Schüler:innen heutzutage einen großen Teil ihres Tages. Das Augenmerk liegt schon lange nicht mehr nur auf der Vermittlung von Fachwissen, sondern auch auf der Erziehung zu einem mündigen, selbstständigen und eigenverantwortlichen Bürger (vgl. § 2 Schulgesetzt NRW). Die Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Untersuchungen ergaben, dass Kinder, die mit Tieren aufwachsen, verantwortlicher, empathischer und sozial kompetenter sind, sowie besser lernen. Folglich bietet der Einsatz von Tieren für die Arbeit mit Kindern eine hohe Chance auf erhöhte Erfolgsraten. Durch die Hundegestützten Pädagogik (HuPäSch) können diese Kompetenzentwicklungen besonders unterstützt werden. Sie ersetzt jedoch nie die pädagogische Arbeit der Lehrkraft. Studien belegen, dass der Einsatz von Schulhunden positive Auswirkungen unter anderem auf folgende schulische Bereiche hat:
Sozialisation: Viele Schüler:innen zeigen eine erhöhte Kontaktbereitschaft. Sie lassen sich gerne auf die nonverbale Kommunikation mit dem Hund ein und begegnen ihm mit Respekt. Das Einüben von Strukturen und Regeln wird von den Schüler:innen schneller akzeptiert, da Rücksichtnahme und Sensibilität im Umgang mit dem Tier gefordert wird. Die erworbenen Fähigkeiten können auf den Umgang mit den Mitschülern übertragen werden. Dies steigert das soziale Miteinander in Klassengemeinschaften. Die Anwesenheit eines Hundes im Raum wirkt entspannend und fördert das Wohlbefinden. Sie führt zur Oxytocin-Ausschüttung (Wohlfühlhormon) und zur Stressreduktion. Viele Kinder besuchen die Schule lieber.
Steigerung des Selbstwertgefühls: Hunde nehmen Menschen so an wie sie sind. Sie bewerten nicht nach Aussehen, Markenklamotten oder Intelligenzquotienten. Sie sind wertfreie Zuhörer, die als „Eisbrecher“ zwischen Pädagogen und Schüler:innen fungieren. Die Tiere vermitteln Geborgenheit und Akzeptanz und lösen Spaß im Umgang mit ihnen aus. Dies bewirkt das Gefühl gebraucht zu werden und für jemanden wichtig zu sein.
Motivation und Emotion: Die Anwesenheit eines Hundes im Klassenraum ist immer etwas Besonderes. Er fordert keine Leistungen von den Schüler:innen, kann diese aber aktivieren. Zusätzlich haben Hunde ein gutes Gespür für Gemütsverfassungen von Menschen. Der Hund wendet sich den traurigen Kindern zu und zieht sich bei „schlechter Stimmung“ zurück. Zahlreiche Studien belegen, dass nur die Anwesenheit eines Hundes im Raum schon entspannend wirkt. Stress und Ängste werden reduziert und die Herzfrequenz sowie der Blutdruck gesenkt
- Hundegestützte Pädagogik an der Conrad – von – Ense – Schule
Der Schulhund Lotte
Lotte, ein Goldendoodle (Goldenretriever – Pudel – Mischling), lebt seit ihrem dritten Lebensmonat bei Familie Schliewe (zwei Kinder). Für Lotte ist es selbstverständlich ihre Familienmitglieder auf den Sportplatz, in die Stadt, an den Strand, ins Restaurant, den Spielplatz, in den Zoo oder in den Freizeitpark zu begleiten. Dabei verhält sie sich angepasst, freundlich und sehr gehorsam. Besonders Kindern ist sie zugewandt, begrüßt diese freundlich, lässt sich von ihnen streicheln und an der Leine führen. Vor allem liebt sie die Ballspiele mit ihnen und ist auf dem Fußballplatz bereits als beste Verteidigerin bekannt.
Die wöchentlichen Besuche in der Hundeschule (zuerst Welpenschule, dann Junghundetreff und Agility) tragen zu ihrem ausgeprägten Sozialverhalten sowie ihrer vertrauensvollen Bindung zu ihrer Hundehalterin bei. (Das Gutachten der Hundetrainerin und gleichzeitig Sachverständigerin kann im Sekretariat eingesehen werden).
Laut wissenschaftlichen Untersuchungen gelten Goldendoodle als Hunde mit geringerem Allergiepotenzial. Lotte verliert keine Haare.
Der Einsatz des Schulhundes
Für Lotte gibt es an der CVE verschiedenen Einsatzmöglichkeiten:
Anwesenheit im Klassenraum
Lotte begleitet Frau Schliewe zwei- bis dreimal wöchentlich im Fachunterricht. Die Regeln im Umgang mit dem Hund wurden im Vorhinein mit den Schüler:innen erarbeitet und sichtbar im Klassenraum verankert. Lotte darf sich frei im Klassenraum bewegen und die Schüler:innen dürfen unter Einhaltung der Regeln Kontakt zu ihr aufnehmen. Schon Lottes Anwesenheit wirkt sich positiv auf die Lernatmosphäre aus: Die Schüler:innen zeigen eine erhöhte Lernmotivation und sind bereit sind sich regelkonform zu verhalten. Lotte hat im Klassenraum eine Decke als Ruhe- und Sicherheitszone, die für die Schüler:innen tabu ist. So hat sie die Möglichkeit selber zu entscheiden, ob sie auf die Kontaktversuche der Schüler:innen eingehen möchte oder sich lieber zurückziehen möchte.
Aktive Beteiligung des Schulhundes am Unterricht
In einigen Phasen des Unterrichts kann Lotte als Lernhelfer dienen. Hier geht es weiterhin vorrangig darum die fachspezifischen Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Lotte hat bereits kleine Tricks erlernt: Sie wird zum Beispiel Aufgaben würfeln können oder einen Beutel mit einer Aufgabenstellung bringen, die die Schüler:innen dann vorlesen und lösen sollen. Durch die Mitarbeit des Hundes wird die Motivation der Schüler:innen zur Beteiligung am Unterricht gesteigert. Für Schüler:innen, die Schwierigkeiten haben laut vorzulesen oder Vorträge vor der Klasse zu halten kann Lotte als unkritischer Zuhörer eingesetzt werden. Dies kann den Schüler:innen zu mehr Selbstsicherheit verhelfen und ihnen Selbstvertrauen geben, frei vor einer Gruppe zu sprechen.
Direkte Arbeit mit dem Schulhund
In Deutschland leben ca. 5 Millionen Hunde (vgl. https://www.vdh.de/presse/datenzurhundehaltung/ ). Dies führt dazu, dass nahezu jeder in seinem Alltag mit Hunden in Kontakt kommt. Viele unserer Schüler:innen haben keine oder nur wenig Erfahrung im Umgang mit Hunden und sind dadurch verunsichert oder sogar verängstigt. Einfacher sind solche Begegnung dann zu meistern, wenn die Schüler:innen gelernt haben, Tiere gut zu beobachten und ihr Verhalten zu verstehen. Bei der direkten Arbeit mit Lotte steht die Kommunikation zwischen Schüler:innen und dem Tier im Vordergrund. Lotte hat schon einige Kommandos gelernt, die auch durch die Schüler:innnen abrufbar sind. Sie bekommen die Möglichkeit im direkten Kontakt mit Lotte zu arbeiten und Erfahrungen im Umgang mit ihr zu machen. Um dabei erfolgreich zu sein, benötigen sie eine gute Kontrolle über ihre nonverbale Kommunikation. Je klarer diese ist, desto besser reagiert Lotte auf sie. Das Beobachten von tierischem Verhalten, das Lesen von Körpersprache und Akzeptanz der tierischen Würde lässt sich auch auf andere Tiere übertragen. Zudem lernen die Schüler:innen wie schrittweise etwas eingeübt wird und wie viel Geduld dazu gehört, bis eine Übung sicher funktioniert. Der Einsatz der Körpersprache, der Stimme, Konzentration, Geduld und Durchhaltevermögen spielen dabei eine große Rolle und können trainiert werden. Das Lob des Hundes ist als Baustein für einen netten Umgang untereinander anzusehen.
Auch das Verhalten der Pädagogin gegenüber ihrem Hund spielt eine große Rolle: Durch Modelllernen sollen die Schüler:innen einen gewaltfreien, verantwortungsbewussten Umgang mit Hunden kennen lernen, der in unserer Gesellschaft nicht immer selbstverständlich ist.
Ein Baustein für die hundegestützte Pädagogik ist der Hundeführerschein, welcher nach gelerntem Grundwissen über den Hund erworben werden kann. Deutlich sichtbare Erfolge im Umgang mit dem Hund können eine negative Lernspirale durchbrechen und auch zu Verbesserungen in anderen Bereichen führen. Das erarbeitete Wissen kann von den Hundespezialisten an Mitschüler:innen weitergegeben werden.
Regeln zum Einsatz eines Schulhundes
Zum Wohl des Hundes ist eine Aufklärung zum richtigen Verhalten bei Anwesenheit des Hundes notwendig: Es bietet sich an fünf bis höchstens acht Regeln vor der Einschulung des Hundes aufzulisten und diese, wenn möglich, in Verbindung mit Empathieübungen in der Klasse einzuführen. Nach Agsten u.a. ergeben sich folgende Regeln:
- Bitte rufe mich nicht!
- Ich freue mich über jedes liebe Wort.
- Ich bestimme bei wem und so ich sein will.
- Ich mag es nicht, wenn du laut bist!
- Ich möchte nur von einem Kind gestreichelt werden.
- Bitte füttere mich nur, wenn es dir erlaubt wurde!
- Ich fresse alles, was auf dem Boden liegt. Bitte werfe deinen Müll in den Mülleimer!
Konsequenzen bei der Nichteinhaltung der Regeln müssen ebenfalls überlegt werden. Kleine Regelverstöße können direkt mit dem betroffenen Schüler:innen besprochen werden. Eine nette Art den Schüler:innen zu zeigen, dass sie für den Hund zu laut sind, ist die Betätigung einer Klingel durch den Hund.
Ein übersichtliches Plakat mit den Regeln sollte in allen Räumen, in denen der Schulhund zum Einsatz kommt, ausgehängt werden